2025

„Ich habe widersprochen.“ – Ein Abend im Theater, der mich nachdenklich gemacht hat - “I disagreed.” – An evening at the theater that made me think

Please scroll down for the English Version:

Viele freuen sich über die geringe Opt-Out-Quote bei der elektronischen Patientenakte. Aber was, wenn sie kein Ausdruck von Zustimmung ist – sondern von Unwissen?
Eine persönliche Beobachtung aus dem echten Leben.

Das mit dem Widerspruch und der ePA

Vor einigen Tagen war ich im Theater. Eine Lesung, ein wunderbares Programm, inspirierende Worte – ein Abend zum Durchatmen.
In der Pause, draußen in der warmen Sommerluft, kam ich mit anderen Gästen ins Gespräch.
Es ging um die Hitze, um das Stück – und dann plötzlich um die elektronische Patientenakte, die ePA.

Was dann kam, ließ mich innehalten:

„Das ist doch Mist – ich habe gleich widersprochen.“
„Ich auch. Was soll der digitale Kram? Früher hat alles geklappt.“
„Wir zahlen für was, das keiner kennt. Mein Arzt will es auch nicht – wir verweigern.“

Ich stand da, hörte zu – und schwieg. Nicht, weil ich nichts zu sagen gehabt hätte. Sondern weil ich spürte: Das wird jetzt keine Diskussion auf Augenhöhe. Es war Frust. Abwehr. Ablehnung. Und vor allem: Unwissen.

Und ich konnte es der Runde, die übrigens hauptsächlich aus Frauen bestand, nicht mal übelnehmen.
Je länger ich zuhörte, desto klarer wurde: Die meisten wussten gar nicht genau, worum es bei der ePA überhaupt geht. Sie hatten weder Vertrauen ins System, noch das Gefühl, mitreden zu können.
Viele hatten schlicht beschlossen: „Ich will das Alte behalten.“ Punkt.

Das Ding ist nur, so einfach ist es eben nicht. Für keinen übrigens.

Hier zeigt sich ein Muster.

Viele Menschen leben seit Jahrzehnten mit der Haltung: „Der Doktor wird’s schon richten. Das System kümmert sich.“ Viele von uns wurden in einem System groß, das sich tatsächlich kümmerte – oder zumindest so wirkte. Aber: Das kann es heute nicht mehr. Das System selbst ist überfordert.
Überfordert von seiner eigenen Struktur, von der wachsenden Komplexität, vom Personalmangel –
und vom Umstand, dass Behandlung oft nicht mehr wirklich stattfindet, sondern nur noch abgearbeitet wird.

Wer in dieser Realität bestehen will, muss mitdenken, mitverstehen, mitgestalten.
Nicht, weil es nett wäre – sondern weil es notwendig ist.

Wir brauchen einen echten Kulturwandel - die Herausforderung!

Und dieser Kulturwandel ist nicht nur bei den Expert*innen, nicht nur in der Kommunikation, nicht nur in der Technik nötig, sondern auch im Selbstverständnis der Bürgerinnen und Bürger:
Wissen ist kein Extra. Es ist Voraussetzung für Selbstbestimmung. Sich zu kümmern, auch wenn es unbequem ist, ist keine Kür – sondern Verantwortung.
Gerade in einer Zeit, in der Datensolidarität für viele ein Fremdwort ist – und in der die vielzitierten „Social Contracts“, also soziale Vereinbarungen, kaum noch wahrnehmbar scheinen – müssen wir uns um uns kümmern. Um uns selbst. Und um einander.
Spaßig ist das selten. Wer wird nicht gerne all inclusive versorgt?
Aber: Wer Versorgung will, braucht jetzt Wissen.

Das Gute: Das Wissen ist da - und auch ein gewisses Angebot!

Wir bei DSL DE bieten es täglich an – für alle: Für Patient*innen, Bürger*innen, Organisationen.
Wir stellen Informationen bereit, erklären, begleiten - damit sind wir nicht allein. Auch andere tun das – engagiert, offen, niedrigschwellig.

Aber: Wir können nur anbieten. Nur die Tür öffnen - Durchgehen – das müssen die Menschen selbst.
Oder wie es jemand neulich auf einem Kongress treffend formulierte:
„Ich kann ein Pferd lenken, zum Trog führen – aber trinken muss es allein.“

Ich habe an diesem Abend nichts gesagt. Aber ich habe zugehört, beobachtet – und denke seitdem darüber nach, was anders werden muss. Was wir selbst verbessern können.

Ehrlich gesagt:

Ich glaube, wir müssen uns als Gesellschaft ernsthaft fragen, wie Digitalisierung überhaupt gelingen soll, wenn sowohl Gesundheits- als auch Digitalkompetenz niedrig sind.
Während sich die Bubbles gegenseitig feiern, kippen draußen Menschen hintenüber.

Und ich frage mich: Können – oder wollen – wir uns das wirklich leisten?
Denn am Ende geht es nicht nur um uns als einzelne Personen. Es geht um etwas Größeres: das Gemeinwohl.

Unsere öffentliche Gesundheit betrifft nicht nur „dich“ oder „mich“ – sie betrifft uns alle.

Birgit Bauer

The English Version:

“I objected.” – An evening at the theater that got me thinking

Many people are pleased about the low opt-out rate for electronic patient records. But what if this is not an expression of consent – but of ignorance?

A personal observation from real life.

The contradiction and the ePA

A few days ago, I went to the theater. A reading, a wonderful program, inspiring words – an evening to breathe deeply.

During the intermission, outside in the warm summer air, I got into conversation with other guests. We talked about the heat, about the play – and then suddenly about electronic patient records, the ePA.

What came next made me pause:

“That's rubbish – I objected right away.”

“Me too. What's the point of all this digital stuff? Everything used to work fine.”

“We're paying for something that nobody knows anything about. My doctor doesn't want it either – we're refusing.”

I stood there, listened – and said nothing. Not because I had nothing to say. But because I sensed that this was not going to be a discussion between equals. It was frustration. Defensiveness. Rejection. And above all: ignorance.

And I couldn't even blame the group, which, incidentally, consisted mainly of women. The longer I listened, the clearer it became: most of them didn't even know exactly what the ePA was all about. They had no confidence in the system, nor did they feel they had a say in the matter.

Many had simply decided: “I want to keep the old system.” Period.

The thing is, it's not that simple. For anyone, for that matter.

A pattern is emerging here.

Many people have lived for decades with the attitude: “The doctor will take care of it. The system will take care of it.” Many of us grew up in a system that actually took care of us – or at least appeared to. But that is no longer possible today. The system itself is overwhelmed.

Overwhelmed by its own structure, by growing complexity, by staff shortages and by the fact that treatment often no longer really takes place, but is merely processed. Anyone who wants to survive in this reality must think for themselves, understand, and help shape it. Not because it would be nice – but because it is necessary.

We need a real cultural change – that's the challenge!

And this cultural change is not only necessary among experts, not only in communication, not only in technology, but also in the self-image of citizens:

Knowledge is not an extra. It is a prerequisite for self-determination. Caring, even when it is inconvenient, is not a luxury – it is a responsibility. Especially at a time when data solidarity is a foreign concept to many and the much-cited “social contracts” seem to have all but disappeared, we need to take care of ourselves. And of each other. This is rarely fun. Who doesn't like to be taken care of?

But if you want to be taken care of, you need knowledge.

The good news is that the knowledge is there—and so is a certain amount of it!

At DSL DE, we offer it every day—for everyone: patients, citizens, organizations. We provide information, explain, and accompany—and we are not alone in this. Others are doing the same—committed, open, and accessible.

But: We can only offer. We can only open the door—people have to walk through it themselves.

Or as someone recently put it aptly at a conference: “I can steer a horse to the trough, but it has to drink on its own.”

I didn't say anything that evening. But I listened, observed – and since then I've been thinking about what needs to change. What we ourselves can improve.

To be honest:

I believe that we as a society need to seriously ask ourselves how digitalization can succeed at all when both health and digital literacy are low.

While the bubbles celebrate each other, people are falling over outside.

And I ask myself: Can we really afford this? Or do we want to?

Because in the end, it's not just about us as individuals. It's about something bigger: the common good.

Our public health doesn't just affect “you” or “me” – it affects all of us.

Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Jetzt mitreden – die EU-Konsultation zum AI Act startet! - Available in English too! Please scroll down about the new Consultation about the AI Act!

Bild: Shutterstock

Please scroll down for the English Version!

Jetzt ist Mitmachen gefragt:

Die Europäische Kommission hat am 6. Juni 2025 eine öffentliche Konsultation zu sogenannten „KI-Systemen mit hohem Risiko“ gestartet. Noch bis zum 18. Juli 2025 können Bürger:innen, Fachorganisationen und Institutionen ihre Meinung einbringen. Data Saves Lives Deutschland unterstützt diesen Weg ausdrücklich – denn bei digitaler Transformation im Gesundheitswesen ist Transparenz und Mitbestimmung unverzichtbar.

Aber zuerst: Was ist der AI - Act?

Der AI Act ist die weltweit erste umfassende Regulierung künstlicher Intelligenz. Die Verordnung wurde 2021 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, im Frühjahr 2024 politisch beschlossen und ist seit dem 1. August 2024 in Kraft. Ab 2026 soll sie schrittweise vollständig wirksam werden.

Der AI Act arbeitet mit einem risikobasierten Ansatz: KI-Systeme werden in vier Risikokategorien unterteilt – von „unvertretbar“ (verboten) bis „geringes Risiko“ (frei verwendbar). Besonders im Fokus stehen dabei sogenannte „KI-Systeme mit hohem Risiko“, also Anwendungen, die erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit, Sicherheit oder Grundrechte haben – zum Beispiel im Gesundheitswesen, in der Bildung oder öffentlichen Verwaltung.

Warum ist das jetzt für das Gesundheitswesen relevant?

KI-Systeme werden im medizinischen Bereich zunehmend eingesetzt – z. B. bei der Analyse von radiologischen Aufnahmen wie z.B. MRT-Bildern, in der digitalen Entscheidungsunterstützung oder in der Verwaltung von Behandlungsprozessen, wie zum Beispiel Arztbriefen usw. Viele dieser Anwendungen fallen künftig unter die „Hochrisiko“-Kategorie – und unterliegen damit strengen Anforderungen:

  • Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit

  • Menschliche Kontrolle statt Black Box

  • Datensicherheit und Transparenz

  • Ethische und soziale Folgenabschätzung

Besonders wichtig ist dabei der Umgang mit Gesundheitsdaten. Sie sind auf der einen Seite hochsensibel und müssen besonders geschützt werden. Gleichzeitig sind sie entscheidend für Forschung, Innovation und die Verbesserung von Versorgung. Der AI Act trägt diesem Spannungsfeld Rechnung und verlangt ein Gleichgewicht zwischen Datenschutz und gesellschaftlichem Nutzen.

Was passiert jetzt mit der öffentlichen Konsultation?

Öffentliche Konsultationen passieren immer wieder. Mit diesem Prozess fragt die Europäische Kommission Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union immer wieder um ihre Meinung. Damit erhalten wir alle, die wir in einem der EU Mitgliedsstaaten leben und arbeiten die Chance, unsere Meinung kund zu tun.

In der aktuellen Konsultation bittet die Europäische Kommission um Rückmeldungen zur konkreten Umsetzung des AI Acts – etwa zu:

  • der Definition und Einstufung „hochrisikobehafteter“ Systeme,

  • Anforderungen an Dokumentation und Transparenz,

  • dem Umgang mit sensiblen Daten im Gesundheitsbereich,

  • der Einbindung von Nutzer:innen und Betroffenen.

Mehr über AI wissen? Wir haben da etwas vorbereitet!

Unsere Online-Session zu KI im Gesundheitswesen

Wer tiefer in das Thema AI (artificial intelligence) oder künstliche Intelligenz einsteigen will, dem empfehlen wir unsere aufgezeichnete DSL DE Online-Session:
„AI auf Rezept?“ – mit Prof. Björn Eskofier (FAU Erlangen-Nürnberg)

Darin geht es u. a. um:

  • Wo KI heute schon eingesetzt wird,

  • welche Potenziale und Risiken es gibt,

  • und wie wir als Gesellschaft gute Rahmenbedingungen schaffen können.

Wir haben alle Infos inklusive Blogpost, Link zur Aufzeichnung hier zusammen gefasst: Zur AI Session von DSL DE

Warum es wichtig ist und sich lohnt, mitzumachen!

Diese Konsultationen sind mehr als technische Abfragen – sie sind ein wichtiges demokratisches Werkzeug. Die Rückmeldungen fließen direkt in die Umsetzung und Auslegung des Gesetzes ein. Damit tragen wir, indem wir mitmachen, maßgeblich dazu bei, wie KI in Europa gestaltet wird – und auch, wie Gesundheitsdaten künftig verwendet werden dürfen.

Bei Data Saves Lives Deutschland setzen wir uns seit Jahren dafür ein, dass gute Information, verständliche Kommunikation und echte Partizipation gemeinsam den Rahmen für gesunde, tragfähige Digitalkonzepte bilden. Deshalb ist das Mitmachen bei solchen Konsultationen kein Nebenschauplatz – sondern zentral.

Ob als Patient:in, Fachkraft, Bürger:in oder Forscher:in: Jede Stimme zählt.

Hier geht es zur Konsultation:

Jetzt teilnehmen – und mitgestalten!

🗓️ Offen bis zum 18. Juli 2025
🔗 Zur Konsultation auf Deutsch

Die Umfrage kann auch in anderen Sprachen abgerufen werden!

English Version

Artificial intelligence in healthcare: Have your say now – the EU consultation on the AI Act is open!

News and events, digitalization, ePA (electronic patient record in Germany) and legislation

Now is the time to get involved:

On June 6, 2025, the European Commission launched a public consultation on so-called “high-risk AI systems.”Citizens, professional organizations, and institutions have until July 18, 2025 to share their opinions. Data Saves Lives Germany strongly supports this initiative, as transparency and co-determination are essential for digital transformation in healthcare.

But first: What is the AI Act?

The AI Act is the world's first comprehensive regulation of artificial intelligence. The regulation was proposed by the European Commission in 2021, adopted politically in spring 2024, and has been in force since August 1, 2024. It is set to become fully effective in stages starting in 2026.

The AI Act takes a risk-based approach: AI systems are divided into four risk categories – from “unacceptable” (prohibited) to “low risk” (freely usable). Particular focus is placed on so-called “high-risk AI systems,” i.e., applications that have a significant impact on health, safety, or fundamental rights – for example, in healthcare, education, or public administration.

Why is this relevant for healthcare now?

AI systems are increasingly being used in the medical field – e.g., in the analysis of radiological images such as MRI scans, in digital decision support, or in the management of treatment processes, such as doctor's letters, etc. Many of these applications will fall into the “high risk” category in the future – and will therefore be subject to strict requirements:

  • Reliability and traceability

  • Human control instead of black boxes

  • Data security and transparency

  • Ethical and social impact assessment

The handling of health data is particularly important in this context. On the one hand, it is highly sensitive and must be protected with special care. At the same time, it is crucial for research, innovation, and improving healthcare. The AI Act takes this tension into account and calls for a balance between data protection and societal benefits.

What happens now with the public consultation?

Public consultations happen all the time. Through this process, the European Commission regularly asks citizens of the European Union for their opinions. This gives all of us who live and work in one of the EU member states the opportunity to express our views.

In the current consultation, the European Commission is asking for feedback on the concrete implementation of the AI Act, for example on:

  • the definition and classification of “high-risk” systems,

  • documentation and transparency requirements,

  • the handling of sensitive data in the healthcare sector,

  • the involvement of users and affected parties.

Want to know more about AI? We've got something for you!

Our online session on AI in healthcare

If you want to delve deeper into the topic of AI (artificial intelligence), we recommend our recorded DSL DE online session:

“AI on prescription?” – with Prof. Björn Eskofier (FAU Erlangen-Nürnberg)

It covers topics such as:

  • Where AI is already being used today,

  • what potential and risks there are,

  • and how we as a society can create favorable conditions.

We have summarized all the information, including a blog post and a link to the recording, here: To the AI session by DSL DE

Why it is important and worthwhile to participate!

These consultations are more than technical inquiries – they are an important democratic tool. The feedback flows directly into the implementation and interpretation of the law. By participating, we are making a significant contribution to how AI is shaped in Europe – and also to how health data may be used in the future.

At Data Saves Lives Germany, we have been working for years to ensure that good information, understandable communication, and genuine participation together form the framework for healthy, sustainable digital concepts. That is why participating in such consultations is not a side issue – it is central.

Whether you are a patient, professional, citizen, or researcher, every voice counts.

Click here to participate in the consultation:

Participate now – and help shape the future!

🗓️ Open until July 18, 2025

🔗 To the consultation in German and English

The survey is also available in other languages!

19. Patients’ Rights Day: Data Saves Lives Deutschland im Europäischen Parlament zum Europäischen Gesundheitsdatenraum - 19th Patients' Rights Day: Data Saves Lives Germany in the European Parliament

Dear English Readers, please scroll down for the English Version! Thank you!

„Wenn man denen so zuhört, dann könnte man meinen, alles ist perfekt“, dachte ich letzte Woche, als ich zu Gast im Europäischen Parlament in Brüssel war. Gesundheitsdaten können Leben retten – wenn man sie sinnvoll nutzt und verantwortungsvoll teilt. Genau darum ging es am 19. Tag der Patientenrechte: Die Vorteile des Teilens von Gesundheitsdaten für Menschen mit Erkrankungen, das Gesundheitssystem und die Forschung auf EU-Ebene.

Das "Active Citizenship Network", eine Organisation, die sich aktiv für Bürger und Patienten einsetzt – und eben für deren Rechte. Das Team um Mariano Votta, Responsible for EU Affairs - Cittadinanzattiva ABS - Active Citizenship Network, hatte mich eingeladen, mitzureden und auch Data Saves Lives Deutschland sowie die Erkenntnisse, die in gut 2,5 Jahren zusammengekommen sind, zu präsentieren.

Das Meeting und die Diskussion

Bildquelle: Active Citizens Network

Zum 19. Tag der Patientenrechte oder Patients' Rights Day 2025 ging es um den Europäischen Gesundheitsdatenraum (European Health Data Space = EHDS), um Gesundheitsdaten und die Vorteile für verschiedene Gruppen – man könnte auch Stakeholder sagen. Also in unserem Fall: Forschung, Patienten, Bürger, aber auch Prävention.

Der EHDS ist eine Initiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, das Teilen von Gesundheitsdaten über die Ländergrenzen der EU-Mitgliedsstaaten zu ermöglichen – um damit Versorgung, Forschung, Prävention und Gesundheitssysteme zu verbessern. Im März dieses Jahres trat die Verordnung zur Umsetzung in Kraft und die Mitgliedsländer der EU müssen nun bis 2029 daran arbeiten, den EHDS zu realisieren. Mehr hier: https://www.datasaveslives.de/blog/26-mrz-2025-der-ehdsday2025-ein-neuer-weg-fr-gesundheit-...

Es war eine sehr spannende Mischung verschiedener Perspektiven, die hier zusammenkam: Mitglieder des Europäischen Parlaments, Expertinnen und Experten aus Forschung, Prävention, Politik, den Patient Communities sowie Medienvertreter*innen und das Team des Active Citizenship Network.

Das große Thema – Teilen von Gesundheitsdaten mit all seinen Facetten. Die Interventionen von Mitgliedern des Europäischen Parlaments (MEP) wie Brando Benifei, Vyentis Povilas Andriukaitis, Tomislav Sokol, Fulvia Raffaelli, Head of Unit C1 Digital Health, DG SANTE (Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit), Europäische Kommission, waren interessant zu hören.

Wir kennen viele der Positionen bereits, und auch der Ruf nach dem Vertrauen der Patienten und Bürger kam erneut auf. Es braucht Vertrauen – das Teilen von Gesundheitsdaten ist wichtiger denn je für Patienten, Bürger und die Gesundheitssysteme. Patienten bekommen volle Kontrolle und jede Sicherheit, die nötig ist. Und eine Aussage in Bezug auf die Gestaltung des EHDS ließ mich durchaus mit Fragezeichen zurück:

"Daten werden nicht missbraucht werden können."

Das sehe ich kritisch. Ich frage mich, ob es eine 100%ige Sicherheit überhaupt gibt – und wenn ja, wie soll das aussehen?

Ich fragte mich auch, warum wir immer über Patienten, aber sehr selten über Bürgerinnen und Bürger sprechen. Letztlich betrifft der EHDS uns alle, egal ob mit einer Erkrankung lebend oder gesund. Und nur um hier klarzustellen, natürlich müssen wir Menschen mit Erkrankungen, wie es immer so schön heißt, in den Mittelpunkt stellen, da sie direkt und schneller betroffen von Veränderungen sind als gesunde Menschen, aber am Ende geht uns das Thema als Gesellschaft an.

Bildquelle: Active Citizenship Network

In meiner kurzen Intervention, die ich geben durfte, habe ich mich daher auf die drei Punkte fokussiert, die bei Data Saves Lives Deutschland von Beginn an sehr deutlich als Bedarf auf der Liste standen – und die uns schon immer begleitet haben: Information, Kommunikation und Partizipation.

Wir, die Bürgerinnen und Bürger, müssen informiert sein über den EHDS – seine Vorteile, Risiken und Regeln. Wir brauchen Kompetenz. Diese Kompetenz muss man erweitern, indem man aktuelle Ereignisse kommuniziert: breitflächig, aktuell und unabhängig davon, ob positiv oder negativ. Bürgerinnen und Bürger müssen sich auskennen – dann können sie sich aktiv beteiligen. Partizipation ist einer der Schlüssel, wenn es um die Ausgestaltung von Regelwerken, Datentransfer und anderen Themen rund um das Teilen von Gesundheitsdaten geht.

Ein anderes Thema war das, was man als Bürgerin oder Bürger zurückbekommt, wenn man seine Daten teilt. Wir bei Data Saves Lives Germany haben bereits im Jahr 2023 die Gründung einer gemeinnützigen Organisation vorgeschlagen, die zum einen beim Abruf von Daten eine Art „Gebühr“ einfordert, die dann wiederum zur Förderung der Gesundheitskompetenz sowie der digitalen und Datenkompetenz Programme entwickelt – damit alle informiert werden können. Und: Der Outcome von Forschungsprojekten mit Gesundheitsdaten muss zügig kommuniziert werden, damit gerade Patientinnen und Patienten, pflegende Angehörige und auch die Ärzteschaft gut informiert entscheiden können, wenn es um therapeutische nächste Schritte geht.

Die Diskussion war interessant und lehrreich. Die Expertinnen und Experten neben mir waren:

- Prof. Johanna Blom (Professorin für Biopsychologie, Pädiatrische & Verhaltensneurowissenschaften, Universität Modena; Koordinatorin des IHI Facilitate Projekts)
- Aneta Tyszkiewicz (Direktorin für Digitale und Datenfragen, Europäischer Verband der Pharmazeutischen Industrie und Verbände – EFPIA)
- Marko Korenjak (Präsident der Europäischen Leberpatientenvereinigung – ELPA; kommissarischer Direktor der Öffentlichen Agentur der Republik Slowenien für Qualität im Gesundheitswesen)
- Sara Farina (Assistenzärztin für Hygiene, Präventivmedizin und öffentliche Gesundheit, Università Cattolica del Sacro Cuore; Teammitglied im PROPHET-Projekt)

Es war interessant zu sehen, wie nah wir uns im Panel mit den Argumenten kamen, hier herrschte in vielen Punkten Einigkeit. Gerade was die Schulung von Menschen betrifft. Prof. Blom brachte das Argument, dass man bereits bei Kindern damit beginnen muss, sie zu schulen und zu informieren, damit Kompetenz wachsen kann. Ein Punkt der völlig richtig ist und wichtig. Auch was Prävention betrifft, die von Sara Farina betont wurde.

Wir alle betonten den großen Bedarf an Aufklärung und Kompetenzvermittlung. Ein Vorschlag war, man könne das den Ärztinnen und Ärzten überlassen. Hier herrschte wenig Einigkeit, denn, wer die laufenden Diskussionen über Ressourcen bei Arztbesuchen, in vielen europäischen Ländern kennt, dem ist klar: Das geht nicht.

„Wenn ich meinen Arzt, den ich nicht wirklich oft sehe und wenn dann für 10 bis 20 Minuten, dann will ich von ihm mehr über MS und Behandlungsmöglichkeiten wissen und keine Digitalisierungsinfos haben. Zeit ist knapp, das Budget auch, und ich wünsche mir von meinem Arzt Infos zu meiner Erkrankung und eine vernünftige Diskussion – das ist erst mal die Aufgabe.“

Man muss sich bewusst machen: Ein Besuch beim Arzt ist oft emotional, anstrengend und stressig. Wie soll man dann mit Digitalinformationen umgehen? Gar nicht. Auch etwas, das ich in vielen Interviews mit Menschen mit chronischen Erkrankungen gelernt habe. In Zeiten wie diesen, in denen Ressourcen knapp und Wartezeiten lang sind, fokussiert man sich auf sich und die Erkrankung. Der Rest muss draußen bleiben.

So gesehen …

Die Diskussion war ein wertvolles Learning – für mich und für DSL DE. Wenn ich an meinen ersten Gedanken zurückdenke, dann klingt es wirklich wie eine schöne neue Welt. Eine, die vielversprechend ist, die ich gerne hätte. Bis wir soweit sind, gibt es in vielen Bereichen unglaublich viel zu tun. Für alle.

Über DSL DE

Data Saves Lives Deutschland ist ein gemeinnütziges von Patienten getriebenes Projekt. Unsere Arbeit leisten wir im Rahmen der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen – objektiv und unabhängig, aber nicht unbegrenzt. Damit wir Informationsangebote, Austauschformate und verständliche Inhalte auch langfristig und möglichst vielen zugänglich machen können, sind wir auf Unterstützung und Förderung angewiesen. Auch deshalb sind wir nicht immer sofort oder überall präsent. Umso wichtiger ist es, dass wir gemein...

Mehr dazu?

Falls Sie jetzt Lust auf mehr haben, empfehlen wir Ihnen folgende DSL DE Ressourcen:

- Unser aktuelles DSL DE Magazin, den DSL DE Kompass, ein Magazin, in dem wir viele Perspektiven von Patienten, Experten und Forschern zusammengebracht haben und das Thema Kommunikation diskutieren.
- Unser DSL DE Fachgedöns, ein neues Glossar, das wir im Dezember 2024 neu aufgelegt haben und in dem wir technische Fachbegriffe verständlich erklären.

Beide Ressourcen sind kostenfrei zum Download auf unserer Website erhältlich. Dort finden Sie auch Informationen zu Events, Online Sessions und zu unseren Kanälen.

The English Version:

19th Patients' Rights Day: Data Saves Lives Germany in the European Parliament on the European Health Data Space

"Listening to them, you'd think everything was perfect," I thought last week when I was a guest at the European Parliament in Brussels. Health data can save lives - if you use it wisely and share it responsibly. This is exactly what the 19th Patients' Rights Day was all about: the benefits of sharing health data for people with diseases, the healthcare system and research at EU level.

The "Active Citizenship Network", an organization that actively campaigns for citizens and patients - and for their rights. The team around Mariano Votta, Responsible for EU Affairs - Cittadinanzattiva ABS - Active Citizenship Network, had invited me to join in and also to present Data Saves Lives Germany and the findings that have come together over a good 2.5 years.

The meeting and the discussion

The 19th Patients' Rights Day 2025 was all about the European Health Data Space (EHDS), health data and the benefits for various groups - you could also call them stakeholders. So in our case: research, patients, citizens, but also prevention.

The EHDS is an initiative of the European Union that aims to enable the sharing of health data across the borders of EU member states - in order to improve care, research, prevention and healthcare systems. The implementing regulation came into force in March this year and EU member states now have until 2029 to implement the EHDS.

It was a very exciting mix of different perspectives that came together here: Members of the European Parliament, experts from research, prevention, politics, the patient communities, media representatives and the Active Citizenship Network team.

The big topic - sharing health data with all its facets. The interventions of Members of the European Parliament (MEPs) such as Brando Benifei, Vyentis Povilas Andriukaitis, Tomislav Sokol, Fulvia Raffaelli, Head of Unit C1 Digital Health, DG SANTE (Directorate General for Health and Food Safety), European Commission, were interesting to hear.

We are already familiar with many of the positions, and the call for the trust of patients and citizens also came up again. Trust is needed - sharing health data is more important than ever for patients, citizens and healthcare systems. Patients get full control and all the security they need. And one statement regarding the design of the EHDS certainly left me with question marks:

"Data will not be able to be misused."

I take a critical view of that. I ask myself whether there is 100% security at all - and if so, what should it look like?

I also wondered why we always talk about patients but very rarely about citizens. Ultimately, EHDS affects us all, whether we live with a disease or are healthy. And just to be clear here, of course we have to focus on people with illnesses, as it is always so nicely put, as they are directly and more quickly affected by changes than healthy people, but ultimately the issue concerns us as a society.

In my brief intervention, which I was allowed to give, I therefore focused on the three points that were very clearly on the list of needs at Data Saves Lives Germany from the very beginning - and which have always been with us: Information, communication and participation.

We, the citizens, need to be informed about the EHDS - its benefits, risks and rules. We need competence. This competence must be expanded by communicating current events: broadly, up-to-date and regardless of whether they are positive or negative. Citizens need to know their way around - then they can actively participate. Participation is one of the keys when it comes to shaping regulations, data transfer and other issues relating to the sharing of health data.

Another topic was what you get back as a citizen when you share your data. We at Data Saves Lives Germany have already proposed the establishment of a non-profit organization in 2023, which on the one hand demands a kind of "fee" when data is retrieved, which in turn then develops programs to promote health literacy as well as digital and data literacy - so that everyone can be informed. And: the outcome of research projects with health data must be communicated quickly so that patients, family caregivers and doctors in particular can make well-informed decisions when it comes to the next therapeutic steps.

The discussion was interesting and informative. The experts next to me were:

- Prof. Johanna Blom (Professor of Biopsychology, Pediatric & Behavioral Neurosciences, University of Modena; Coordinator of the IHI Facilitate project)
- Aneta Tyszkiewicz (Director of Digital and Data Affairs, European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations - EFPIA)
- Marko Korenjak (President of the European Liver Patients Association - ELPA; Acting Director of the Public Agency of the Republic of Slovenia for Quality in Healthcare)
- Sara Farina (Assistant Physician for Hygiene, Preventive Medicine and Public Health, Università Cattolica del Sacro Cuore; team member of the PROPHET project)

It was interesting to see how close we came to each other on the panel with the arguments, there was agreement on many points. Especially when it comes to training people. Prof. Blom made the argument that you have to start training and informing children so that they can develop skills. A point that is absolutely right and important. Also in terms of prevention, which was emphasized by Sara Farina.

We all emphasized the great need for education and skills transfer. One suggestion was that this could be left to the doctors. There was little agreement on this, because anyone familiar with the ongoing discussions about resources for doctor visits in many European countries knows that this is not an option.

"When I see my doctor, who I don't really see very often and when I do, it's for 10 to 20 minutes, I want to know more about MS and treatment options, not digitalization information. Time is tight, so is the budget, and I want my doctor to give me information about my condition and have a sensible discussion - that's the task for now."

You have to be aware of this: A visit to the doctor is often emotional, exhausting and stressful. So how should you deal with digital information? Not at all. Another thing I've learned in many interviews with people with chronic illnesses. In times like these, when resources are scarce and waiting times are long, people focus on themselves and their illness. The rest has to stay outside.

Seen in this light ...

The discussion was a valuable learning experience - for me and for DSL DE. When I think back to my first thoughts, it really does sound like a brave new world. One that is promising, one that I would like to have. Until we get there, there is an incredible amount of work to be done in many areas. For everyone.

About DSL DE

Data Saves Lives Germany is a non-profit, patient-driven project. We carry out our work within the resources available to us - objectively and independently, but not indefinitely. We are dependent on support and funding from so that we can continue to provide information, exchange formats and comprehensible content in the long term and make it accessible to as many people as possible. This is another reason why we are not always present immediately or everywhere. This makes it all the more important that we work together...

More about this?

If you are now keen to find out more, we recommend the following DSL DE resources:

- Our current DSL DE magazine, the DSL DE Kompass, a magazine in which we have brought together many perspectives from patients, experts and researchers to discuss the topic of communication.
- Our DSL DE Fachgedöns, a new glossary that we relaunched in December 2024 and in which we explain technical terms in an understandable way.

Both resources are available to download free of charge from our website. There you will also find information on events, online sessions and our channels.

AI auf Rezept - Details zur Online Session mit Prof. Björn Eskofier

Bild: Pixabay.com

Künstliche Intelligenz auf Rezept – Chancen und Herausforderungen in der Medizin

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran, und mit ihr gewinnt künstliche Intelligenz (KI) zunehmend an Bedeutung. Der Online-Vortrag "KI auf Rezept", unterstützt von der Firma Boehringer Ingelheim aus Ingelheim, bot spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale von KI in der Medizin. Professor Björn Eskofier von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg präsentierte neueste Erkenntnisse und regte eine lebhafte Diskussion über die Zukunft der KI-gestützten Gesundheitsversorgung an.

KI in der Medizin – Fortschritt für die Gesundheitsversorgung

KI ermöglicht präzisere Diagnostik, personalisierte Therapien und effizientere Behandlungsprozesse. Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Parkinson oder in der Schwangerschaftsüberwachung kann KI erhebliche Fortschritte bringen. Anhand konkreter Beispiele wurde gezeigt, wie smarte Algorithmen medizinische Daten analysieren und wertvolle Erkenntnisse liefern. Doch trotz dieser Möglichkeiten bleibt klar: KI ersetzt keine Ärzte, sondern ergänzt ihre Expertise und verbessert Entscheidungsprozesse.

Ein digitaler Gesundheitsdatenraum als Schlüsselinnovation

Ein zentrales Thema war der European Health Data Space (EHDS), der Gesundheitsdaten sicher speichern und für Forschung sowie Behandlung zugänglich machen soll. Datenschutz und Datensicherheit bleiben hierbei zentrale Herausforderungen, gleichzeitig muss ein praktikabler Zugang für medizinisches Fachpersonal gewährleistet sein.

Von schwacher zu starker KI – Wo stehen wir heute?

Björn Eskofier erläuterte den aktuellen Stand der KI-Technologie. Während schwache KI-Systeme bereits Routineaufgaben übernehmen, bleibt die Entwicklung einer starken KI, die eigenständig medizinische Entscheidungen trifft, noch Zukunftsmusik. Fortschritte im maschinellen Lernen und in neuronalen Netzwerken sind vielversprechend – insbesondere Foundation Models und generative KI könnten bald neue Standards in der medizinischen Forschung setzen.

Herausforderungen: Datenschutz, Infrastruktur und ethische Fragen

Die Entwicklung effektiver KI-Anwendungen erfordert große, qualitativ hochwertige Datenmengen. Datenschutz bleibt eine zentrale Herausforderung: Eine vollständige Anonymisierung medizinischer Daten ist kaum möglich, weshalb transparente Kontrollen erforderlich sind. Zudem bestehen infrastrukturelle Abhängigkeiten, da wenige globale Chiphersteller den Fortschritt der KI-Technologie bestimmen.

Deutschland im internationalen Vergleich – Aufholbedarf bei der Digitalisierung

Während Länder wie die USA oder Österreich bereits fortschrittliche elektronische Gesundheitsakten nutzen, steht Deutschland noch vor vielen Herausforderungen. Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ist ein wichtiger Schritt, doch bürokratische Hürden und die langsame digitale Transformation bremsen den Fortschritt. Eskofier betonte die Notwendigkeit, schneller zu handeln, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fragerunde: Spannende Diskussionen rund um KI in der Medizin

Nach dem Vortrag entwickelte sich eine angeregte Diskussion mit 22 Teilnehmenden aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und der Patientenvertretung. Alexandra von Korff, Communication Manager & Patient Representative @patients today, und Martin Praast, Patientenvertreter und Medizininformatiker, diskutierten unter der Moderation von Birgit Bauer, Gründerin von Data Saves Lives Deutschland.

1. Warum entwickelt sich KI nicht schneller trotz exponentiell wachsender Forschung?

Obwohl Rechenleistung und Publikationen zunehmen, hängt der Fortschritt auch von der Qualität der Daten und der Effizienz der Trainingsmethoden ab. Ein Anstieg wissenschaftlicher Arbeiten bedeutet nicht automatisch, dass KI-Systeme sich schneller weiterentwickeln.

2. Nutzung und Zugriff auf Gesundheitsdaten: Die Rolle des FDZ-Gesundheit

Das Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ-Gesundheit) am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bietet geregelten Zugang zu pseudonymisierten Gesundheitsdaten für Forschungszwecke. Standardisierung und Interoperabilität sind essenziell, um Forschung und KI-Anwendungen optimal zu ermöglichen.

3. Warum gibt es in Deutschland nicht genügend Gesundheitsdaten für KI-Forschung?

Strenge Datenschutzgesetze erschweren den Zugang zu Gesundheitsdaten. Während andere Länder digitale Gesundheitsakten umfassender nutzen, gibt es in Deutschland noch bürokratische Hürden. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, sind sichere und effiziente Lösungen erforderlich.

4. Die elektronische Patientenakte (ePA) – Fortschritte und Herausforderungen

Die ePA wird in Testregionen eingeführt, um technische und sicherheitsrelevante Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren. Fragen zur technischen Umsetzung, Sicherheit und Interoperabilität mit dem EHDS müssen noch geklärt werden. Eine bessere Strukturierung medizinischer Dokumente ist essenziell, damit KI-Analysen effektiver genutzt werden können.

5. Welche KI-Anwendungen gibt es bereits auf Rezept?

DiGA (Digitale Gesundheitsanwendungen) sind als Apps auf Rezept verfügbar und unterstützen Patienten bei chronischen Erkrankungen oder psychischen Belastungen. Vielen Nutzern ist jedoch nicht bewusst, in welchem Umfang KI darin zum Einsatz kommt. Mehr Transparenz und Aufklärung sind hier entscheidend.

6. KI als Unterstützung für Ärzte und Patienten

KI ersetzt keine Ärzte, sondern unterstützt sie bei Diagnosen, Behandlungsplänen und Shared Decision Making. In vielen Kliniken wird KI bereits in der Radiologie oder zur Analyse großer Datenmengen eingesetzt. Dennoch bleibt der zwischenmenschliche Kontakt essenziell – die Kombination aus ärztlicher Expertise, KI-gestützter Analyse und direkter Interaktion kann die Patientenversorgung nachhaltig verbessern.

7. Die Achillesferse der KI: Chip-Herstellung, Umweltaspekte und Green Technology

Die KI-Entwicklung ist stark von der globalen Chip-Produktion abhängig, insbesondere von einer Fabrik in Taiwan. Diese Abhängigkeit birgt wirtschaftliche und geopolitische Risiken sowie Umweltbelastungen durch den hohen Energieverbrauch von KI-Systemen. Green Technology setzt auf nachhaltige Digitalisierung durch energieeffizientere Algorithmen, ressourcenschonende Hardware und optimierte Rechenprozesse.

Fazit: Ein nachdenklicher, aber optimistischer Blick auf die KI-Zukunft

Für viele Teilnehmende war die Session eine wertvolle Gelegenheit, tiefer in die Thematik einzutauchen. KI ist keine Bedrohung, sondern ein Werkzeug, das mit der richtigen Bildung sinnvoll genutzt werden kann. Digitale Gesundheitskompetenz, Transparenz und ein rechtlicher Rahmen sind essenziell – sowohl für Fachpersonal als auch für die Bevölkerung.

Über Data Saves Lives Deutschland

Data Saves Lives Deutschland ist ein unter der gemeinnützigen european digital health academy gGmbH angesiedeltes Projekt. DSL DE arbeitet neutral, unabhängig und ist von Patienten für Patienten konzipiert und wurde von Birgit Bauer, Expertin für Digital Health und Social Media, Patient Expert im Jahr 2022 ins Leben gerufen.

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